Wird die Reeperbahn zu chic?

Redakteur 18. Juli 2011 0

Niemand würde behaupten, dass der Häuserkomplex rund um die Esso-Tankstelle am Spielbudenplatz ein Meisterwerk der Architekturgeschichte ist. Wirklich schön anzusehen war der Bau schon nicht, als er in den 60’ern errichtet wurde. Seitdem hat der Zahn der Zeit an den sogenannten „Esso-Häusern“ genagt, und zwar massiv: Der Putz fällt von den Wänden, die Balkone rosten vor sich hin und in Bodennähe riecht es vornehmlich nach Urin und anderen Körperflüssigkeiten. Zu sagen, der Bau wäre „renovierungsbedürftig“, ist noch eine Untertreibung; auch würde man den Hempels heftiges Unrecht tun, wenn man den Zustand der heruntergekommenen 60’er-Jahre-Platte mit „wie bei Hempels unterm Sofa“ beschreibt. Trotzdem regt sich gegen den Abriss des Gebäudes starker Widerstand, und zwar aus allen Richtungen: Anwohner, Künstler, ja selbst die CDU macht sich für das Gebäude stark. Nur, warum?

Die „Kult-Tanke“ am Spielbudenplatz

Esso-Tanke auf der ReeperbahnEin Grund ist sicher die Tankstelle selbst, von der das mehr als 6.000 Quadratmeter große Areal zwischen Taubenstraße, Kastanienallee und Spielbudenplatz den Namen bezieht. Die Esso-Tankstelle gibt es seit 1949, im Kiez wird sie wahlweise einfach als „Tanke“, „Kiez-Kult-Tanke“ oder gar als  „Marktplatz von St. Pauli“ bezeichnet. Es gibt kaum einen Reeperbahn-Gänger, der hier noch nicht Flüssiges für Mensch und Auto eingekauft hat, in fast allen Reeperbahn-Dokus hat sie ihren festen Platz. Angeblich handelt es sich sogar um die bekannteste Tankstelle Deutschlands. Andererseits resultiert ihr Ruf vornehmlich aus Bildern von jugendlichen Billig-Massenbesäufnissen und Schlägereien, weshalb die Tankstelle sogar ein Security-Team am Wochenende beschäftigen muss.

Investor vs. Anwohner, Künstler und Kiezpromis

Für den Investor – die Bayerische Hausbau GmbH – ist der Fall relativ einfach: Die Renovierung des heruntergekommenen Gebäudes dürfte viel zu teuer werden, um sich zu rechnen, während ein Neubau mit modernen Eigentums- und Mietwohnungen durchaus eine attraktive Rendite abwerfen würde. Wenig begeistert von der Idee sind naturgemäß die Anwohner, zu denen auch das Herz von St. Pauli und das Molotow gehören. Doch nicht nur sie machen sich gegen den Abriss stark, für den Erhalt engagieren sich auch Promis wie Corny Littmann, Ted Gaier von den Goldenen Zitrone und Thomas Collien, Intendant des St. Pauli Theaters. Mit von der Partie ist sogar der Hamburger CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich.

Schnieker Immobilienstandort vs. Museumsdorf

Erklären lässt sich der Widerstand gegen den Abriss wohl am ehesten über den Status, den die Reeperbahn für fast alle Hamburger hat. Ihre hässlichen Schattenseiten – Prostitution, Gewalt, Kriminalität und massenhaft zerstörte Existenzen – sind unübersehbar, aber trotzdem ist die Straße einfach absolut einmalig. Jeder trägt Erinnerungen an unvergessliche Reeperbahn-Nächte mit sich herum, die Bars, Clubs und Theater locken seit Jahrzehnten Besucher aus Nah und Fern an. Die Reeperbahn ist nicht „einfach nur schön“, sie vereint Himmel und Hölle gleichermaßen. Hamburg liebt die Straße, so wie sie ist. Und die Straße verändert derzeit rasant ihr Gesicht, am oberen Ende der Reeperbahn werden die „tanzenden Türme“ von Star-Architekt Hadi Teherany fertiggestellt, aus der Reeperbahn wird ein attraktiver Büro- und Wohnstandort.

Was mit den Esso-Häusern in Zukunft geschieht, ist noch vollkommen offen, der Investor hat mehrmals Gesprächsbereitschaft signalisiert. Letzten Endes entzündet sich an dem Bau die Frage, wie die Reeperbahn den Spagat schafft, ihren eigenen, rauen Charme zu behalten, ohne zu einem Museumsdorf zu werden.Niemand würde behaupten, dass der Häuserkomplex rund um die Esso-Tankstelle am Spielbudenplatz ein Meisterwerk der Architekturgeschichte ist. Wirklich schön anzusehen war der Bau schon nicht, als er in den 60’ern errichtet wurde. Seitdem hat der Zahn der Zeit an den sogenannten „Esso-Häusern“ genagt, und zwar massiv: Der Putz fällt von den Wänden, die Balkone rosten vor sich hin und in Bodennähe riecht es vornehmlich nach Urin und anderen Körperflüssigkeiten. Zu sagen, der Bau wäre „renovierungsbedürftig“, ist noch eine Untertreibung; auch würde man den Hempels heftiges Unrecht tun, wenn man den Zustand der heruntergekommenen 60’er-Jahre-Platte mit „wie bei Hempels unterm Sofa“ beschreibt. Trotzdem regt sich gegen den Abriss des Gebäudes starker Widerstand, und zwar aus allen Richtungen: Anwohner, Künstler, ja selbst die CDU macht sich für das Gebäude stark. Nur, warum?

Die „Kult-Tanke“ am Spielbudenplatz

Esso-Tanke auf der ReeperbahnEin Grund ist sicher die Tankstelle selbst, von der das mehr als 6.000 Quadratmeter große Areal zwischen Taubenstraße, Kastanienallee und Spielbudenplatz den Namen bezieht. Die Esso-Tankstelle gibt es seit 1949, im Kiez wird sie wahlweise einfach als „Tanke“, „Kiez-Kult-Tanke“ oder gar als  „Marktplatz von St. Pauli“ bezeichnet. Es gibt kaum einen Reeperbahn-Gänger, der hier noch nicht Flüssiges für Mensch und Auto eingekauft hat, in fast allen Reeperbahn-Dokus hat sie ihren festen Platz. Angeblich handelt es sich sogar um die bekannteste Tankstelle Deutschlands. Andererseits resultiert ihr Ruf vornehmlich aus Bildern von jugendlichen Billig-Massenbesäufnissen und Schlägereien, weshalb die Tankstelle sogar ein Security-Team am Wochenende beschäftigen muss.

Investor vs. Anwohner, Künstler und Kiezpromis

Für den Investor – die Bayerische Hausbau GmbH – ist der Fall relativ einfach: Die Renovierung des heruntergekommenen Gebäudes dürfte viel zu teuer werden, um sich zu rechnen, während ein Neubau mit modernen Eigentums- und Mietwohnungen durchaus eine attraktive Rendite abwerfen würde. Wenig begeistert von der Idee sind naturgemäß die Anwohner, zu denen auch das Herz von St. Pauli und das Molotov gehören. Doch nicht nur sie machen sich gegen den Abriss stark, für den Erhalt engagieren sich auch Promis wie Corny Littmann, Ted Gaier von den Goldenen Zitrone und Thomas Collien, Intendant des St. Pauli Theaters. Mit von der Partie ist sogar der Hamburger CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich.

Schnieker Immobilienstandort vs. Museumsdorf

Erklären lässt sich der Widerstand gegen den Abriss wohl am ehesten über den Status, den die Reeperbahn für fast alle Hamburger hat. Ihre hässlichen Schattenseiten – Prostitution, Gewalt, Kriminalität und massenhaft zerstörte Existenzen – sind unübersehbar, aber trotzdem ist die Straße einfach absolut einmalig. Jeder trägt Erinnerungen an unvergessliche Reeperbahn-Nächte mit sich herum, die Bars, Clubs und Theater locken seit Jahrzehnten Besucher aus Nah und Fern an. Die Reeperbahn ist nicht „einfach nur schön“, sie vereint Himmel und Hölle gleichermaßen. Hamburg liebt die Straße, so wie sie ist. Und die Straße verändert derzeit rasant ihr Gesicht, am oberen Ende der Reeperbahn werden die „tanzenden Türme“ von Star-Architekt Hadi Teherany fertiggestellt, aus der Reeperbahn wird ein attraktiver Büro- und Wohnstandort.

Was mit den Esso-Häusern in Zukunft geschieht, ist noch vollkommen offen, der Investor hat mehrmals Gesprächsbereitschaft signalisiert. Letzten Endes entzündet sich an dem Bau die Frage, wie die Reeperbahn den Spagat schafft, ihren eigenen, rauen Charme zu behalten, ohne zu einem Museumsdorf zu werden.

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