Ein Termin, dem die Redaktion von RADIO Reeperbahn mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen blickt. Am Wochenende – vom 10. bis 12. August – findet wieder das MS-Dockville-Festival in Hamburg-Wilhelmsburg statt. Das lachende Auge ist schnell erklärt: Das Festival findet dieses Jahr zum fünften Mal statt, und wie es sich für ein Jubiläum gehört, haben die Veranstalter keine Kosten und Mühen gescheut, um aus dem fünften Geburtstag ein unvergessliches Erlebnis zu machen. Für das dreitägige Event wurden mehr als 100 Musiker an Land (bzw. auf die Elbinsel) gezogen, darunter die Hot Chip, James Blake, Maximo Park, Metronomy, Frittenbude, Prinz Pi und die Maccabees. Als Sahnehäubchen konnten die Hamburger Indie-Pop-Helden Tocotronic gewonnen werden (RADIO Reeperbahn berichtete bereits Ende 2011), bei den Pionieren der sogenannten „Hamburger Schule“ kann davon ausgegangen werden, dass sich das halbe Schanzenviertel zum MS Dockville begeben wird.
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Bye, bye Wilhelmsburg
Das weinende Auge hat mit dem einmaligen Festivalgelände und der Hamburg Port Authority – dem Hafenbetreiber – zu tun. Seit der Gründung fand das Festival auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg statt. Genauer: Auf dem Festivalgelände am Reiherstieg Hauptdeich mit seiner speziellen Kulisse. Eine verwilderte Industriebrache zwischen Industriespeichern und Hafenanlagen, dazu praktisch vollkommen vom Wasser umrahmt. Ein absolut abgefahrenes Festivalgelände, das eigentlich nicht zu toppen ist – zumindest, wenn man mal vom Reeperbahn Festival absieht.
Besitzer des Geländes ist die Hamburg Port Authority, der in Hamburg unzählige Freiflächen und Immobilien gehören. Und eben diese städtische Gesellschaft hat mit dem bisherigen Brachland viel vor, insgesamt will die Port Authority mehr als 20 Millionen Euro zur Sanierung der ehemaligen Industrieflächen ausgeben. Platz für das MS Dockville ist dann vermutlich nicht mehr, die Veranstalter des Festivals suchen bereits für 2013 nach einem neuen Platz – im Gespräch sind selbst Flächen außerhalb Hamburgs, etwa in Schleswig-Holstein.
Kunst und Musik
Wie in den vergangen Jahren lebt das MS Dockville aus dem Dreiklang von Musik, Kunst und dem einmaligen Festivalgelände auf Europas größter Flußinsel. Das Kunstcamp fand dieses Jahr unter dem Thema „Entweder. Oder“ vom 26. Juli bis 7. August statt. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als das Kunstcamp sich explizit mit dem Festivalraum als soziales und räumliches Experimentierfeld auseinandersetzte, hat man sich dieses Jahr inhaltlich fast vollkommen vom Festival getrennt. Dafür wurden bestehende Konventionen und Kategorien hinterfragt. Warum z.B. sollen Frauen etwa nicht auf der Baustelle das Sagen haben?
Noch ist das letzte Wort nicht über die Zukunft dieses doch eher ungewöhnlichen Festivals gesprochen, aber wer das Dockville noch einmal an der Original-Location erleben möchte, der sollte sich dieses Wochenende auf den Weg nach Hamburg-Wilhelmsburg begeben – wer weiß, vielleicht ist es ja das letzte Dockville in Hamburg.