Hanne Kleine (1932-2011)

Redakteur 7. November 2011 0

Vor gut einer Woche haben wir von RADIO Reeperbahn noch auf unserer Facebook-Seite voller Optimismus mit „Wir wünschen gute Besserung und freuen uns auf die Feier zum hundertsten Geburtstag im Jahr 2032!“ auf die Nachricht reagiert, dass sich der Zustand von Hanne Heine weiter verschlechtert hat. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass Hanne Kleine irgendwann nicht mehr da ist. Schließlich gehört der Wirt der Ritze (eigentlich: „Zur Ritze“) zur Reeperbahn wie Corny Littmann, die Davidwache, das Dollhouse und das Millerntor. Aber auch in Hamburg gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung, am Wochenende ist leider bekannt geworden, dass Hanne Heine im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

Die alte Garde der Reeperbahn

Zur Ritze

Zur Ritze

Hanne Kleine war einer der letzten Vertreter der alten Garde auf der Reeperbahn, die die sündige Meile zwischen der Nachkriegszeit und dem neuen Jahrtausend geprägt hat. Domenica, Willi Bartels, Stefan Hentschel und nicht zuletzt Erwin Ross – der Rubens von der Reeperbahn, der auch die Frauenbeine auf der Ritze gemalt hat – starben vor ihm, jetzt muss Hamburg auch von Hanne Kleine Abschied nehmen. Die Generation, die der Reeperbahn ihr heutiges Gesicht gegeben hat, weilt nicht mehr unter uns. Seine Frau, gut ein Jahrzehnt jünger, überlegt noch, ob sie die Kult-Kneipe mit Boxschuppen weiterführt, oder ob ein neuer Pächter in das Gebäude mit der Adresse Reeperbahn 12 zieht.

Angst haben, dass die Ritze ganz abgerissen wird, muss Hamburg wohl nicht haben, dafür ist der Laden einfach zu berühmt. Berühmt nicht nur in dem Sinne, dass abertausende von angetrunkenen Touristen sich gerne vor der berüchtigten Eingangstür mit den gespreizten Frauenbeinen ablichten lassen, sondern auch in Bezug auf die Prominenz der Gäste. In der Ritze haben sich die Promis die Klinke praktisch in die Hand gedrückt, von Franz Beckenbauer über Max Schmeling bis hin zu Don King. Boxer, natürlich hauptsächlich, aber auch sonst war schon fast jeder Promi mal in dem Laden gewesen – RADIO Reeperbahn empfiehlt einfach mal einen Besuch in der Ritze, in dem Laden kann man sich stundenlang damit beschäftigen, die teilweise schon arg vergilbten Bilder der Promis zu begutachten. Der Gast wird auf jeden Fall erstaunt sein, wie viele „seriöse“ Leute es in die Ritze gezogen hat.

Henry Maske und Co.

Trotz der eher spartanischen Einrichtung war schon so ziemlich jeder Boxer der Bundesrepublik mal in der Ritze. Egal, ob Eckhard Dagge, Henry Maske, Graciano Rocchigiani oder Dariusz Michalczewski, sie waren alle Mal hier. Und natürlich ließen sich etliche Hobby-Boxer den Spaß nicht nehmen, auch wenn sie mit schlotternden Beinen vor der Ritze standen, weil der Laden für sie eigentlich dann doch zu berüchtigt war.

Auch wenn man sich die Ritze ohne Hanne Kleine nicht vorstellen kann, so bleibt doch zu hoffen, dass der Laden so bleibt wie er ist – das beste Andenken, was man sich für Hanne Kleine nur wünschen kann.

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