Vermutlich wurde der Gegenwind dann doch irgendwann zu groß, die Spatzen pfiffen es bereits von (Hamburgs) Dächern, heute wurde es dann bekanntgegeben: Die sogenannte „Hamburg WG“, bei der vier junge Menschen für ein Jahr in eine 200 Quadratmeter große Wohnung auf der Reeperbahn ziehen sollten, wird es doch nicht geben. Eigentlich hatte die Hamburg Marketing GmbH geplant, dass die vier Bewohner keine Miete zahlen müssen und auch sonst allerlei Vergünstigungen bekommen, wenn sie denn im Gegenzug regelmäßig über ihr Leben in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook berichten.
Hamburg WG, Reeperbahn WG oder #hh-wg
Das Projekt, das wahlweise Hamburg WG, Reeperbahn WG oder #hh-wg genannt wurde, war für die Imagepflege Hamburgs gedacht. Maßgeblich verantwortlich hierfür war die städtische Hamburg Marketing GmbH. Eigentlich sollte die Hamburg WG mit allem Pipapo inszeniert werden, die Teilnehmer sollten – Zeitgeist, ich hör dir trapsen! – aufwendig gecastet werden, es sollte regelmäßige Events usw. geben. Dabei wollte man voll auf die sozialen Netzwerke setzen, die Teilnehmer sollten dort eine Art Dauerpräsenz zeigen. Damit der Spaß auch nicht zu kurz kommt, hat man für die WG nicht irgendeine Wohnung in Hamburg angemietet, sondern eine stylische Wohnung auf Hamburgs sündigster Meile, der Reeperbahn.
Die Sache mit der Moral
Je näher der Einzugstermin in die Hamburg WG rückte (das Casting lief bereits, natürlich auch über die sozialen Netzwerke), desto größer wurden die Widerstände. Zum einen war da die Sache mit der Moral: Es riecht halt doch schon leicht nach Big Brother, wenn jemand ständig auf dem Präsentierteller serviert wird. Andererseits leben wir im Jahr 2011, in dem Facebook mehr als 20 Millionen Nutzer allein aus Deutschland hat. Es ist halt normal geworden, über sich und sein Leben in sozialen Netzwerken zu berichten, da wirkt die Bedenkenträgerei dann doch etwas aufgesetzt. Immerhin hätten die vier Bewohner der Hamburg WG richtig was (umsonst auf der Reeperbahn wohnen, ein Traum!) für ihre Twitterei geboten bekommen, während Millionen Deutsche es für umsonst machen!
Teuerste WG auf der Reeperbahn
Und dann war da noch die Sache mit den Finanzen. Und im Gegensatz zur reinen Bedenkenträgerei haben die Argumente auch mehr Substanz. Das Projekt hätte mehr als 500.000 Euro gekostet, wovon die städtische Hamburg Marketing GmbH fast 280.000 Euro tragen sollte. Und beim Geld hört der Spaß bekanntlich auf, viele Hamburger sahen die Hamburg WG nach dem Bekanntwerden als reine Geldverschwendung an. Es wäre wohl auch die teuerste WG auf der Reeperbahn geworden. Letztendlich war das Argument mit dem Geld im Zusammenspiel mit der großen Empörung wohl auch ausschlaggebend für das Ende der Hamburg WG. Die Reeperbahn wird’s mit Sicherheit überleben, aber ein bisschen schade ist das Ende des ambitionierten Projekts dann doch schon.