Das Nordderby

Redakteur 7. September 2011 0

Dank HSV, Bremen, Hannover und Wolfsburg verfügt der Norden über vier Mannschaften in der 1. Bundesliga. Es gibt also jede Menge Nordderbys – jedoch mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Spielt der HSV gegen Wolfsburg oder Hannover, dann wird „ein“ Nordderby ausgetragen, spielt er gegen Werder Bremen, dann wird „das“ Nordderby ausgetragen. Kein richtiger HSV-Fan würde nachfragen, welches Spiel denn gemeint sei, wenn jemand wissen will, wann denn das Nordderby stattfindet – und beim Werder-Anhang sieht es genauso aus. Es herrscht also Einigkeit zwischen den Anhängern von Werder und dem HSV, wenn auch nur in dieser Sache.

Rivalität zwischen Hamburg und Bremen

Fragt man nach, warum das Duell zwischen Werder und HSV einen solchen Stellenwert hat, dann wird häufig auf die Rivalität zwischen den beiden Städten verwiesen. Angeblich mögen Hamburger Bremen nicht, und Bremer mögen Hamburg nicht. Aber wirklich befriedigend ist die Antwort nicht, denn die Abneigung zwischen den beiden Hansestädten ist längst nicht so ausgeprägt wie etwa zwischen Köln und Düsseldorf. Außerdem spielt Hamburg von der Bevölkerungszahl her in einer ganz anderen Liga, da misst Hamburg sich dann doch lieber an wirklichen Metropolen wie München oder Berlin. Nein, die Bedeutung des Derbys – und auch die tiefe Abneigung zwischen den Anhängern der beiden Vereine – lässt sich nicht über die Städte erklären, vielmehr liegt die Wahrheit wie so oft auf dem Platz: Allein in der Bundesliga trafen beide Mannschaften schon 94 Mal aufeinander, um zu klären, wer denn die Nummer 1 im Norden ist – und in diesen Partien gab es so viele glorreiche Siege und furchtbare Niederlagen, dass praktisch immer eine Rechnung noch offen ist, für die Revanche gefordert werden muss.

Die ewige Rivalität zwischen dem HSV und Werder

Mannschaftsbild Werder Bremen

Werder Bremen – noch mit Per Mertesacker

Die 94 gespielten Bundesliga-Partien zwischen dem HSV und Werder sind Bundesligarekord. Dieser Rekord erklärt sich aus einer simplen Tatsache: Der HSV ist bekanntlich der Dino der Liga, als einziger Verein gehört er der Bundesliga ununterbrochen seit mittlerweile 49 Jahren an. Danach folgt dann schon Bremen mit 48 Jahren, noch vor Bayern und Stuttgart. Es sind also die beiden dienstältesten Bundesliga-Vereine, alle anderen Vereine kommen und gehen, nur der ewige Rivale aus der Nachbarschaft bleibt bestehen. Die Anhänger beider Vereine werden es nicht gerne hören, aber langfristig betrachtet ist es ein Duell auf Augenhöhe: In der ewigen Tabelleder Bundesliga steht Bremen auf Platz 2, Hamburg auf Platz 3, nur getrennt durch mickrige 19 Punkte. Bremen wurde 4 Mal Meister, Hamburg 3 Mal, dazu holte Bremen 6 Mal den DFB-Pokal, der HSV dagegen nur 3 Mal – dafür gewann der HSV den Europapokal der Landesmeister, was dem ewigen Rivalen von der Weser nie gelang. Die Titel-Erfolge der beiden Mannschaften geben sich wahrlich nicht viel, auch wenn die Erfolge des HSV weiter zurückliegen (man mag eigentlich schon gar nicht mehr zurückrechnen, wann denn der letzte Titelgewinn auf der Reeperbahn gefeiert werden konnte).

Samstag um 18:30 Uhr

Weser-Stadion

Die Spielstätte in Bremen

Ausgeglichen ist auch die Bilanz aus den bisherigen Partien in der Bundesliga: 30 Siege gehen an Hamburg, 31 an Bremen und 33 Mal ging das Nordderby unentschieden aus. Es ist also fast alles perfekt angerichtet für das 95. Aufeinandertreffen am Samstag, dem 10.9., um 18:30 Uhr – wäre da nicht der unterirdische Saisonstart des HSV gewesen. Die Euphorie vor Saisonbeginn ist vollkommen verflogen, über den Tabellenplatz deckt RADIO Reeperbahn dann doch lieber einen Mantel des Schweigens. Bremen dagegen stürmte bis auf Platz 3 der Liga vor. Zudem findet das Spiel auch noch im Weserstadion statt, und Mr. Flugangst Paolo Guerrero hat sich ausgerechnet im Flieger verletzt und fällt für das Derby höchstwahrscheinlich aus. Optimistisch stimmt dagegen zum einen die Tatsache, dass Werders traditionell löchrige Abwehr durch den Verkauf Per Mertesackers noch weiter geschwächt wurde, zum anderen natürlich, dass Derbys immer den eigenen Gesetzen folgen. Außerdem gibt es nichts Schöneres als einen Befreiungsschlag ausgerechnet gegen den ewigen Rivalen aus der Nachbarschaft – und die Hoffnung stirbt bekanntlich als letztes.

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