Verbot von Facebook-Partys?

Redakteur 7. Juli 2011 0

Was früher die Mundpropaganda war, ist 2011 die Facebook-Party: Über das soziale Netzwerk verabreden sich Hunderte, teilweise sogar Tausende Facebook-Nutzer zu spontanen Massenpartys. Die Behörden sind von dem Trend erwartungsgemäß wenig begeistert, versammelt sich die Party Crowd doch ohne offizielle Anmeldung und ohne für eine ordnungsgemäße Absicherung der Veranstaltung zu sorgen. Die hinterlassenen Müllberge tragen ebenfalls nicht zur Erheiterung auf den Ämtern bei. Was die Location angeht, unterscheiden sich die Vorstellungen stark: Für die einen ist eine U-Bahn ein idealer Party-Ort, für die anderen ist die U-Bahn ein Teil des „öffentlichen Personennahverkehrs“ – und zwar ausschließlich.

Der Schneeball kommt ins Rollen

Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Konflikt: Zwei Gruppen mit unterschiedlichen Interessen – in diesem Fall: Party vs. Ruhe und Ordnung – stehen sich mehr oder weniger unversöhnlich gegenüber. Besondere Brisanz erhielt der Konflikt jedoch durch zwei Vorfälle, die zudem noch im Vorlauf des Sommerlochs geschahen: Etwa 800 Menschen folgten in Wuppertal einem Aufruf zu einer spontanen Open-Air-Party. Während ein Teil des Publikums friedlich feiern wollte, war einem anderen Teil eher nach Randale zumute. Nach Polizeiangaben nutzen Fußball-Hooligans die Gelegenheit, um sich mit anderen Fußball-Fans und den anrückenden Polizeibeamten zu prügeln, insgesamt wurden 41 Menschen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch verhaftet. Der zweite Vorfall ereignete sich in Hamburg, ein typischer Fall des Schneeballprinzips: Ein 15-jähriges Mädchen hat ihre Freundinnen zu ihrer Geburtstagsparty über Facebook eingeladen, dabei aber nicht an die Privatsphäreneinstellungen gedacht. Die Einladung war für alle öffentlich einsehbar, tausende Facebook-Nutzer leiteten die Einladung aus Jux und Dollerei weiter; am Ende erschienen 1.600 Menschen zur Geburtstagsparty.

Politik vs. Digital Natives

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Die beiden öffentlichkeitswirksamen Vorfälle haben (durchaus in Kombination mit dem Sommerloch) dazu geführt, dass die Politik das Thema aufgriff. Mehrere Landesinnenminister haben öffentlich gefordert, Facebook-Partys zu verbieten. Aus dem Netz ernteten sie dafür fast ausschließlich Gelächter, und dies auch nicht ganz zu Unrecht: Ihr Vokabular klang so sperrig, dass viele Internetuser das Gefühl hatten, dass die Innenminister gar nicht wissen, worüber sie reden. Außerdem machten einige Politiker Facebook mitverantwortlich – was recht absurd ist, da auch niemand die Telekom belangen würde, wenn mehrere Menschen sich übers Telefon zu „grobem Unfug“ verabreden würden.

Da der Sommer – bzw. der Facebook-Party-Sommer – noch lange andauert, ist das letzte Wort sicher noch nicht gefallen, die nächste große Facebook-Party in Hamburg steigt übrigens am 30. September in der Hamburger U-Bahn: Auf diese Weise soll die Einführung des Alkoholverbots im Hamburger Nahverkehr am 1. Oktober 2011 „gebührend“ gefeiert werden.

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