Das war sicherlich für viele Kiez- und Reeperbahn-Fans die schönste Nachricht des Sommers: Die legendäre Kultkneipe Zum Silbersack bleibt definitiv bestehen. Dass der alteingesessene Silbersack gerettet werden konnte, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Nach dem Tod der Wirtin Erna Thomsen sah es zunächst so aus, als würde mit dem Silbersack ein Stück authentisches St. Pauli verschwinden – das Gebäude stand samt Grundstück zum Verkauf, aus nackter betriebswirtschaftlicher Sicht wäre ein Abriss die einzig „logische“ Entscheidung gewesen. Mit einem mehrstöckigen Neubau kann man schließlich deutlich mehr Geld verdienen, als mit jeder Kultkneipe dieser Welt – gerade, wenn das Astra so schön billig wie im Silbersack über den Tresen geht.
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Der Protest gegen die Schließung des Silbersacks
Aber Geld mag ja die Welt regieren, der Kiez tickt noch immer etwas anders. Nacktes betriebswirtschaftliches Denken mag ja gut und schön sein, aber nicht, wenn ein „ein Stück Identität, ein Stück Seele“ (Andy Grote, Bezirksamtschef) zerstört werden soll. Immerhin hat Erna Thomsen die Kultkneipe 63 Jahre betrieben, sie und der Silbersack gehörten zu St. Pauli wie die Alpen zu Bayern. Als die Wirtin im Alter von 88 Jahren starb, machte das Gerücht sehr schnell die Runde, dass der Silbersack verkauft werden soll – was sich leider als wahr herausstellte. Aber der Kiez wäre nicht der Kiez, wenn die Leute das einfach so schlucken würden. Sehr schnell organisierte sich Protest gegen das Ende des Silbersacks, auf Facebook wurde mobil gemacht, die IG St. Pauli und unzählige Politiker stellten sich hinter die Proteste, RADIO Reeperbahn unterstützte die Rettung im Programm, es wurden T-Shirts gedruckt und Demos abgehalten – ein Protest, so bunt wie der Kiez!
Die Rettung
Der Protest machte schließlich so viel Furore, dass selbst überregionale Medien berichteten – vielen Menschen war es einfach nicht egal, wenn ein Laden für immer die Pforten schließt, in dem schon Leute wie Hans Albers, Freddy Quinn und Hildegard Knef ihr Bierchen getrunken haben. Rettung nahte schließlich in Form der „Freunde des Silbersacks GmbH & Co. KG“, in der sich gut 20 Freunde eben jener Kultkneipe zusammengefunden haben. Ihr Plan war so simpel wie genial: Mit dem nötigen „Kleingeld“ wollte man den Laden kaufen, was schließlich sogar geklappt hat! Per Satzung hatte man zuvor festgelegt, dass der Kauf nur einem Zweck dient, und zwar dem Erhalt der Kneipe. Als Pächter stellte sich der 27-jährige Dominik Großefeld zur Verfügung, der den Silbersack aus dem Effeff kennt, schließlich hat er hier schon einige Jahre gearbeitet.
Zur Freude der Stammkundschaft versprach der Pächter sogar, dass nicht nur die Einrichtung, sondern auch die verdammt günstigen Preise erhalten bleiben. Eine wirklich gute Nachricht, das Team von RADIO Reeperbahn freut sich schon jetzt auf die nächsten 63 Jahre Silbersack!