Vollkommen unpassend zur Jahreszeit, aber das Team von RADIO Reeperbahn freut sich trotzdem auf dieses Konzert: Am 7. November – also genau dann, wenn die Herbst- in die Winterdepression übergeht – spielt Joy Denalane in der Großen Freiheit 36. Als drittes von insgesamt sechs Kindern sollen sich die Eltern über die Geburt der ersten Tochter so sehr gefreut haben, dass sie ihre Tochter Joy – also Freude – genannt haben. Der Name ist durchaus Programm, denn die Ex-Ex-Frau (!)* von Max Herre strahlt eine ungeheure Wärme aus, auch wenn ihre teils sehr tiefsinnigen Lieder teilweise etwas melancholisch sind, so stecken sie doch immer voller Lebenslust und Energie. Es wird also ein ziemlicher Lichtblick für die Reeperbahn sein, wenn Denalane in der dunklen Jahreszeit nach Hamburg kommt.
Soul und HipHop
Obwohl Joy Denalane verdammt gut aussieht, kommt Denalane doch nicht aus Hamburg. Geboren ist sie als Tochter einer Heidelbergerin und eines Südafrikaners in Berlin. Joy Denalane fing sehr früh mit dem Singen an, schon in den Anfängen bewegte sie sich zielsicher zwischen Soul und Hip-Hop. Im Verlauf ihrer musikalischen Entwicklung verarbeitete sie noch weitere musikalische Einflüsse, von Jazz über R&B bis hin zu Musikelementen aus der südafrikanischen Heimat ihres Vaters. Kritiker haben Joy Denalane wahlweise als „Gebieterin über Soul und HipHop“ (Hamburger Abendblatt) oder „Queen of Soul“ (MTV) bezeichnet, angesichts der musikalischen Bandbreite der Sängerin ist dies sicher eher eine Unter- als eine Übertreibung.
Stuttgart
Auch wenn viele Berliner ihre Stadt für den Nabel der Welt halten, so gibt es doch auch noch Musikszenen außerhalb der Hauptstadt. In Hamburg natürlich, aber zur Jahrtausendwende war Stuttgart ein Eldorado der deutschsprachigen HipHop-Szene. Hier startete Joy Denalane so richtig durch. Dabei hat sie etwas Glück und sehr viel Talent bewiesen, denn die Initialzündung war der Song „Mit dir“, für den Freundeskreis eine Sängerin suchte. Der Song („… doch heute Nacht brauch‘ ich bisschen mehr als Freundschaft“) wurde der Sommerhit 1999, von nun an tourte sie mit Freundeskreis und Max Herre, dem Vater ihrer Kinder, durch die Clubs der Republik.
Maureen
Mamani
(2002), Born & Raised
(2006), The Dresden Soul Symphony
(2008) ist Maureen
(2011) das vierte Studio-Album der Sängerin. Das Konzert auf der Reeperbahn wird Joy Denalane vermutlich hauptsächlich mit den Songs von Maureen bestreiten, worüber sich Hamburg durchaus freuen darf. Maureen ist Joy Denalanes persönlichstes Werk. Benannt nach ihrem zweiten Vornamen, fasziniert das Album als sehr direkte, ebenso ungeschminkte wie romantische Songsammlung. Vor allem aber ist es ein modernes und dennoch klassisches Soul-Album. Hamburg kann sich also auf einiges gefasst machen, wenn Joy auf die Repperbahn – bzw. die Große Freiheit 36 – kommt.
*sehr zum Leidwesen aller männlichen RADIO Reeperbahn Mitarbeiter