Demo gegen GEMA auf dem Spielbudenplatz

Redakteur 4. September 2012 1

Das ist selbst in der langen Geschichte der Reeperbahn ein absolutes Novum: Am kommenden Donnerstag (6. September) wollen die Clubbesitzer und Gastronomen aus St. Pauli auf dem Spielbundenplatz ihren Stadtteil symbolisch zu Grabe tragen. Der Grund für die ungewöhnliche Protestaktion auf der Reeperbahn ist der deutschlandweite Aktionstag gegen die GEMA-Reform, unter der die Clubs – zumindest nach Eigenangaben – besonders leiden müssen. Während in anderen Städten lautstark demonstriert wird, haben sich die Kiez-Gastronomen für diese eher stille Traueraktion entschlossen, da der Stadtteil ohne Clubs und Co. nicht mehr das wäre, was er jetzt ist – das prognostizierte Clubsterben würde also auch das Ende für den Stadtteil in seiner derzeitigen Form bedeuten.

Wieso? Weshalb? Warum?

Traueranzeige der Demo-Veranstalter

Traueranzeige der Demo-Veranstalter

Im Prinzip ist die GEMA eine feine Sache. Die Verwertungsgesellschaft, die mit ganzem Namen „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ heißt, sorgt dafür, dass den Musikern Geld zufließt, wenn ihre Songs in der Öffentlichkeit gespielt werden. Und Öffentlichkeit ist dabei sehr weit gefasst, es spielt keine Rolle, ob ein Club oder ein Radio die Musik spielt. Davon ist RADIO Reeperbahn natürlich auch betroffen, wenn wir beispielsweise für euch Jan Delay  auf unserem Livestream spielen, dann fließt Jan Delay über die GEMA (und einem sehr komplizierten Verteilungsschlüssel) Geld zu.

Auch wenn eigentlich niemand gerne Geld zahlt, finden wir es bei RADIO Reeperbahn nur fair, wenn die Musiker von uns indirekt finanziert werden. Immerhin sind es ihre Songs, die wir für euch spielen – und dafür, dass sie immer wieder neue, geile Stücke schreiben und produzieren, müssen sie ja auch irgendwie belohnt werden. Wir von RADIO Reeperbahn wollen Jan Delay jedenfalls nicht mit einem Spendenbecher in der Mönckebergstraße treffen.

Das Problem: Die Höhe der Abgabe wird nicht von den Radios und den Clubs bestimmt, sondern von der GEMA. Und diese hat nun eine Tarifreform angekündigt, unter der die Clubs besonders leiden werden. Laut GEMA haben diese in der Vergangenheit deutlich zu wenig Geld bezahlt, weshalb die Zwangsabgabe massiv erhöht wird.

Von 20.000 auf 200.000 Euro

Wie heftig zukünftig die GEMA zulangen will, haben die Mitglieder (unter anderem Corny Littmann und Olivia Jones) der neu gegründeten Hamburger Initiative GEMAstoppen.de ausgerechnet. Demnach müssten einige Gastronomen künftig statt 20.000 Euro satte 200.000 Euro bezahlen, kleine Läden, in denen Musik gespielt wird, müssten „nur“ 30.000 statt 7.000 Euro zahlen. Da das Geld nicht auf den Bäumen wächst, müssten die Mehrkosten auf das Publikum – also den Reeperbahn-Gängern – über Eintritt und Getränke umgelegt werden. Da dies kaum zu 100% möglich ist, dürften etliche Clubs das Zeitliche segnen.

Um auf diese unerträgliche Situation aufmerksam zu machen, wollen St. Paulis Gastronomen am Donnerstag ab 17 Uhr ihren heißgeliebten Stadtteil auf dem Spielbudenplatz zu Grabe tragen –  samt Sarg, Erdhügel, Trauerkränzen und Grabstein, die bis zum Reeperbahn-Festival als Mahnmal erhalten bleiben sollen. Die Demo ist natürlich nicht „exklusiv“ für Gastronomen, die Veranstalter hoffen auf möglichst große Unterstützung aus der Bevölkerung, denn letzten Endes wären wir ja alle vom Clubsterben betroffen.

One Comment »

  1. Mark vom Hamburger Sommer 5. September 2012 at 09:48 -

    Ups, hätte ich fast nicht mitbekommen.Danke für den Hinweis. Da sind wir doch alle mit dabei – und zwar mit Recht!

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